Der November in Rom ist einer meiner Lieblingsmonate. Die Temperaturen sind noch angenehm, der Himmel strahlend blau und die Natur kleidet sich in herbstlich-farbenfrohes Gewänder. Das macht richtig Lust auf einen Ausflug in die Umgebung Roms, in das Latium.
Das Latium? Die Wenigsten können sich unter der Umgebung Roms etwas vorstellen. Dabei bietet die Region Latium malerische Landschaften, atemberaubende Aussichten, historische Orte, viele archäologische Ausgrabungen UND daneben ausgezeichnete traditionelle Gerichte, Wein und Olivenöl.
Und weil die Freude am Essen in Italien grundsätzlich mit Familie und Freunden geteilt wird, finden im November viele Dorffeste statt, auf denen der jeweilige Schutzpatron und mit Musik, historischen Umzügen und natürlich den regionalen Gerichten das „convivio“, das Leben in der Gemeinschaft, gefeiert wird. Das ist, wie ich finde, eine schöne Gelegenheit, ein authentisches Italien kennen zu lernen. Mit seinen regional-typischen Produkten wie Nudeln, Süßigkeiten, Olivenöl, Wein, Käse oder Wurstwaren und unseren historischen Traditionen.
Gerade in der zweiten Novemberhälfte, unmittelbar nach Sankt Martin, werden im gesamten Latium die Weinlese und das Pressen der Oliven mit verschiedenen Traditionen und Bräuchen gefeiert. Das alte Sprichwort "Zu St. Martin wird jeder Most zu Wein" sagt uns noch heute, dass am 11. November die ersten Fässer mit neuem Wein geöffnet werden. Bei uns im Latium wird dann der sog. Novello-Wein serviert. Dieser fruchtige Wein sollte innerhalb weniger Monate nach der Abfüllung konsumiert werden, am besten in Kombination mit gerösteten Kastanien, die es ja dann auch reichlich auf den Dorffesten zu essen gibt. Ein absolutes Heilmittel gegen Anfälle von Winterblues!
Wenn also die landwirtschaftliche Arbeit, die Obsternte, die Vorbereitung des Viehs und die Herbstaussaat abgeschlossen sind, muss der Wein bereitstehen. Denn der wurde in der Vergangenheit auf den Dorfmärkten als Zahlungsmittel benutzt und gegen Fleisch und Olivenöl getauscht.
Nächstes Wochenende findet zum Beispiel in Vignanello bei Viterbo das Fest des Olivenöls und des Novello Weins statt. Dann steht das malerische Dorf ganz im Zeichen des Geschmacks und der Farben des Weins und des Öls: geführte Wein- und Gastronomierouten, Nachstellungen alter Handwerke, historische Umzüge und Vorführungen mit Musikern und Fahnenschwingern sowie Führungen zu den charakteristischsten Orten der Stadt füllen das Programm. Die Verkostungstouren hingegen finden in Ölmühlen und historischen, in den Tuffstein gegrabenen Weinkeller statt, was mir übrigens letztes Jahr ganz besonders gefallen hat.
Wie wäre es also, wenn Sie dem Winterblues entfliehen und im November nach Rom kommen und einen Ausflug ins Latium machen würden?
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