Die Feiertage verbringe ich jedes Jahr bei meiner Familie in La Spezia, Ligurien. Hier, an der Grenze zur Toskana, bin ich tief verwurzelt – auch weil diese Region, insbesondere die Lunigiana im Hinterland, sich eine Authentizität bewahrt hat, die in anderen Gegenden oft dem Massentourismus zum Opfer fällt.
Obwohl La Spezia in Ligurien liegt und die Lunigiana zur Toskana gehört, sind beide Regionen untrennbar miteinander verbunden. Einst reichte die antike Lunigiana vom Golf von La Spezia bis zu den Apuanischen Alpen. Auch heute noch verschmelzen die Einflüsse von Ligurien und der Toskana zu den einzigartigen Traditionen, die die Lunigiana ausmachen.
Die Lunigiana, ein kleiner, aber faszinierender Teil der Toskana, beherbergt die weltberühmte Stadt Carrara. Seit der Antike wird hier der edle Carrara-Marmor abgebaut, der einst Ligurer, Etrusker und Römer anzog. Auch Michelangelo Buonarotti wählte diesen Marmor für seine Meisterwerke in den Kirchen S. Lorenzo in Florenz und S. Pietro in Rom. Heute wird der Carrara-Marmor weltweit exportiert, mit besonders großer Nachfrage aus den Vereinigten Staaten und den arabischen Ländern – mehr dazu entdecken wir auf unserer Reise in die Lunigiana im kommenden September.
Die Landschaft der Lunigiana ist ebenso beeindruckend: dramatische Marmorschluchten, sanfte Hügel mit Olivenhainen und Mandelplantagen sowie liebevoll gepflegte Gemüsegärten. Von der Burg Fosdinovo aus, einem Ort, den auch Dante auf seinen Wanderungen besuchte, bietet sich ein atemberaubender Blick auf den Golf von La Spezia.
Diese Region ist nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell einzigartig – geprägt von kämpferischen, traditionsverbundenen Menschen, die in einigen Dörfern noch ihren alten Dialekt bewahren.
Die Küche der Lunigiana – Einfach, aber nicht simpel
Die Küche der Lunigiana wird oft als „cucina povera“ (arme Küche) bezeichnet – eine bodenständige Küche, die auf das zurückgreift, was die Region bietet: Weizen, Gemüse, Wildkräuter und manchmal auch Wild. Doch lassen Sie sich nicht täuschen: Mit „arm“ ist keine Schlichtheit gemeint. Es geht vielmehr um die Kunst, einfache Zutaten in köstliche Gerichte zu verwandeln.
Diese Küche ist nicht schnell zubereitet. Sie erfordert Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde, und vor allem viel Hingabe. Die Menschen hier nehmen sich Zeit, um aus den Gaben ihrer Umgebung Speisen zu schaffen, die den Gaumen überraschen und erfreuen. Jedes Gericht erzählt eine Geschichte – von den Menschen, die es zubereiten, und von der Region, die es inspiriert.
Die „Mesciua“ – Eine Suppe voller Tradition
Ein perfektes Beispiel für diese Küche ist die „Mesciua“, eine Suppe, die aus Weizen, Bohnen und Kichererbsen besteht. Sie steht für den Einfallsreichtum der Hausfrauen, die aus dem Wenigen, was zur Verfügung stand, etwas Wundervolles zauberten.
Da die Feiertage bevorstehen und Sie vielleicht Freunde und Familie bewirten möchten, teile ich hier das Rezept für die „Mesciua“ mit Ihnen. Wer weiß, vielleicht lassen Sie sich inspirieren, diese köstliche Suppe zu kochen – eines meiner absoluten Lieblingsgerichte!
Zutaten für 5-6 Personen:
- 300 g Kichererbsen
- 300 g getrocknete Cannellini-Bohnen
- 150 g Weizenkörner
Zubereitung:
1. Kichererbsen und Weizenkörner am Vortag in lauwarmem Wasser einweichen. Die Bohnen nur einige Stunden separat einweichen.
2. Den Weizen und die Kichererbsen in leicht gesalzenem Wasser mindestens drei Stunden kochen. Die Bohnen benötigen etwa eine Stunde.
3. Alle Zutaten zusammenfügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit einem Schuss Olivenöl in einer Suppenterrine servieren.
Ein geröstetes Weißbrot und ein leichter Wein, wie ein Elba Bianco oder Corbières Supérieur Blanc, machen die „Mesciua“ zu einem vollendeten Genuss.
Tipp: Meine Mutter empfiehlt, den Weizen und die Kichererbsen separat zu behandeln: Kochen Sie zuerst den Weizen, geben Sie nach etwa einer Stunde die Kichererbsen hinzu und lassen Sie alles gemeinsam weitere drei Stunden köcheln. Anschließend können Sie wie im Rezept beschrieben fortfahren.
Buon appetito!
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