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Nanni Moretti und der Zauber Roms im August

  • berlinagnieszka
  • 16. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
Agnieszka: Streifzüge im Sommer durch römische Gassen
Agnieszka: Streifzüge im Sommer durch römische Gassen

Rom im August. Für viele ein Albtraum: Hitze, Touristenströme, geschlossene Geschäfte. Und ja – das alles gibt es. Vor allem dort, wo das klassische Rom-Postkartenmotiv die Kulisse bestimmt: Kolosseum, Trevi-Brunnen, Spanische Treppe. Die Welt kommt, um Rom zu sehen – und Rom geht in Urlaub.


Doch es gibt auch ein anderes Rom.


Ich wohne in Monteverde. Ein Viertel, in dem (noch) Römerinnen und Römer wohnen. Und im August? Ist es still. Fast schon magisch still. Wenn ich abends auf meine Terrasse trete und auf die Fenster meiner Nachbarn blicke, dann brennt dort kaum Licht. Die meisten sind verreist – nach Sardinien, in die Berge, ans Meer.


Römerin vor ihrem Friseurladen
Römerin vor ihrem Friseurladen

Klar, auch ich merke, dass vieles im August stillsteht. Der Bauernmarkt, auf dem ich sonst meine Lebensmittel kaufe, macht Sommerpause. Ich muss in den Supermarkt ausweichen. Aber dafür? Werde ich morgens von Vogelgezwitscher geweckt. In einer Stadt mit fast drei Millionen Einwohnern ist das ein kleines Wunder.


Die wenigen Schritte, die ich früh höre, gehören jenen, die sich den Augusturlaub nicht leisten können. Denn Züge, Hotels, Benzin – alles ist teuer in diesen Wochen. Zu teuer für viele. Auch das ist Rom im August.



Und dann ist da plötzlich Nanni Moretti.

Nein, nicht im Kino. Sondern ganz real, mit einem Eis in der Hand. Wir wohnen im selben Viertel. Und wir lieben dieselbe Eisdiele – da trifft man sich öfter.


Vielleicht ist auch er geblieben, weil er – wie ich – dieses Rom liebt, das sich im August verwandelt. Wenn die große chaotische Bellezza zur Ruhe kommt. Wenn die Stadt, die sonst immer in Bewegung ist, auf einmal wie eine schläfrige Katze wirkt. Wenn der Rhythmus sich verlangsamt, die Luft flirrt, und selbst der Asphalt ein wenig müde scheint.


Rom bleibt Rom – aber im August ist es ein anderes Rom.


Nicht das Rom der Besucherströme, sondern das der Menschen, die hier leben. Das Rom abseits der Massen, in Vierteln wie Garbatella.

Liebes Tagebuch von Nanni Moretti, Filmposter
Liebes Tagebuch von Nanni Moretti, Filmposter

Garbatella ist eines meiner liebsten Viertel in Rom. Und auch das von Nanni Moretti. In seinem Film Caro Diario („Liebes Tagebuch“) fährt er auf seiner Vespa durch ein menschenleeres Rom. Leonard Cohens I’m Your Man spielt im Hintergrund. Die Stadt wirkt fast entrückt – sonnenüberflutet, ruhig, wunderschön. Moretti fährt durch Garbatella, vorbei an Alleen, Innenhöfen, Wäscheleinen, Obstgärten. Und er denkt laut: „Das Viertel, das mir am besten gefällt, ist Garbatella.“


Garbatella, leere U-Bahn-Station
Garbatella, leere U-Bahn-Station

Das finde ich auch. Denn Garbatella hat sich etwas bewahrt, das selten geworden ist: seine Seele. Es ist volkstümlich, menschlich, unverstellt. Weit weg vom Glanz des Kaiserforums, vom Marmor der Kirchen, von der Piazza Navona. Hier pulsiert das Alltagsleben. Und vielleicht liegt gerade darin die eigentliche Schönheit Roms.


Ein Sommerlobgesang


Für mich ist dieser Teil von Morettis Film ein Lobgesang. Auf Rom. Auf die Leichtigkeit, die man spürt, wenn man einfach nur schaut. Wenn man sich treiben lässt. Wenn man seine Stadt – oder das Leben – wieder neu entdeckt.


Im August, wenn Rom langsamer wird, gelingt das besonders gut.

 
 
 

2 Kommentare


Peter Olf
Peter Olf
16. Juli

Einmal mehr eine tolle Schilderung über Dein herrliches Rom und seine ruhigen Plätze u. Ortsteile. Niemals werden wir die tollen Abende im Il Cortille abseits allen Trubels vergessen!

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berlinagnieszka
17. Juli
Antwort an

Lieber Peter, das Cortile wird mittlerweile von Edoardo geführt, dem Sohn Simones. Damit erlebe ich, wie das Restaurant in die Hände der vierten Generation übergegangen ist. Vieles hat sich dadurch geändert, aber die Gastfreundlichkeit, mit der man empfangen wird, ist immer noch die gleiche. Liebe Grüße an Euch Beide!

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