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Eine Reise, die bleibt – wie ein einmaliges Konzert

  • berlinagnieszka
  • 2. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit
Modell Der Denker - Auguste Rodin
Modell Der Denker - Auguste Rodin

„Drei Kilo mehr und ein erfülltes Herz“ – so hätte ich diesen Beitrag fast genannt. Denn so fühlte ich mich nach meiner Reise in die Lunigiana. Voll, reich, glücklich – und ein kleines bisschen schwerer.


Diese Reise war ein Abenteuer. Nicht nur für meine Gäste, sondern auch für mich. Viele Begegnungen und Orte standen bis zuletzt nicht fest. Türen öffneten sich erst im letzten Moment. Für jemanden wie mich, die normalerweise alles bis ins Detail plant, war das eine Herausforderung. Aber es war das Vertrauen meiner Gäste, das mich getragen hat. Dieses: „Egal was du machst – es wird gut.“ Ohne dieses Vertrauen hätte ich mich nicht getraut, so viel Spontanität zuzulassen.


Und gerade deshalb wurde diese Reise einmalig.


Die Lunigiana – eine stille, unbekannte Welt


Die Lunigiana ist eine Ecke Italiens, die selbst Italiener kaum kennen. Keine Postkarten-Toskana, keine touristischen Hotspots. Sondern stille Berge, kleine Dörfer – und Menschen, die uns in ihre intimsten Räume einließen: in ihre Ateliers, in ihre Wohnhäuser, ja sogar in die Küche einer 80-jährigen Dame – Orte, die sonst niemand zu sehen bekommt.


Agnieszka Berlin im Gespräch mit einem Vertreter der Stiftung für den italienischen Literaturpreises Premio Bancarella
Agnieszka Berlin im Gespräch mit einem Vertreter der Stiftung für den italienischen Literaturpreises Premio Bancarella

Wir haben mit Professor Bonelli in Pontremoli über den Premio Bancarella gesprochen, jenen Literaturpreis, der Ernest Hemingway und Boris Pasternak bekannt machte. Wir standen auf einem kleinen Platz in einem paese dei librai, einem Dorf der Buchhändler, und hörten Geschichten über Familien, die bis nach Argentinien gingen und dort große Buchhandlungen gründeten.

Wir haben das Schloss des Bildhauers Pietro Cascella besucht, geöffnet von seinem Sohn. Skulpturen aus Stein, geometrisch und geheimnisvoll, inmitten eines mittelalterlichen Gemäuers – eine Atmosphäre, die einigen von uns Gänsehaut machte.


Wir durften nach den Öffnungszeiten in die Kunstakademie von Carrara. Ein Professor führte uns durch die Räume, die Chefbibliothekarin zeigte uns Bücher aus dem 16. Jahrhundert. In Werkstätten, die seit vier Generationen bestehen, erzählten uns die Besitzer, wie große Künstler hier ihre Skulpturen verwirklichten.


Orte, an denen man die Geschichte fühlen konnte.


Momente, die nicht planbar sind


Diese Reise war ein Crescendo. Jeder Tag brachte etwas Neues, Überraschendes, Bewegendes. Es war, als ob wir von Begegnung zu Begegnung getragen wurden – und am Ende mit Bildern im Herzen zurückkehrten, die uns tief berührt haben und über die wir noch lange erzählen werden.


Jacopo Cascella vor einem Werk seines Vaters Pietro Cascella
Jacopo Cascella vor einem Werk seines Vaters Pietro Cascella

Und doch weiß ich: Diese Reise lässt sich nicht wiederholen. Sie war wie ein einmaliges Konzert.


Mozart soll in Rom in der Sixtinischen Kapelle das „Miserere“ gehört und am nächsten Tag aus dem Gedächtnis niedergeschrieben haben – ein Werk, das streng geheim bleiben sollte. Ein Wunder, das nur in diesem Moment existierte.


So war es auch mit dieser Reise: ein Kunstwerk des Augenblicks. Entstanden im Zusammenspiel von Künstlern, Werkstätten, Professoren, Gastronomen – und meinen Gästen, die mit Vertrauen, Offenheit und Humor dabei waren.



Wir wohnten in einer Villa, frühstückten gemeinsam, standen in der Küche, als wären wir Freunde auf einer privaten Reise. Das Wetter, die Begegnungen, das Miteinander – all das formte eine Atmosphäre, die man nicht planen und nicht wiederherstellen kann.


Kulinarische Wunder inklusive

Testi - Terracottateller für die Zubereitung der Panigacci, Gerichte der Lunigiana
Testi - Terracottateller für die Zubereitung der Panigacci, Gerichte der Lunigiana

Natürlich gehörten auch kulinarische Wunder dazu. Wir aßen Lasagne mit einer Wurst, die eine Familie seit über hundert Jahren herstellt. In einem Agriturismo wurden uns nur Produkte vom eigenen Hof serviert. Wir besuchten ein Weingut, das so außergewöhnlich

war, dass man es kaum beschreiben kann.


Am Ende hatte ich drei Kilo mehr auf den Hüften – und ein Herz, das übervoll war.


Ein Schlussakkord


Diese Reise war ein Unikat. Sie wird so nie wieder stattfinden – nicht, weil ich sie nicht mehr anbieten möchte, sondern weil sie nur in diesem Zusammenspiel entstehen konnte.


Und genau das macht sie so wertvoll.


Ich weiß: Wir alle – meine Gäste und ich – werden noch lange an diese Tage zurückdenken.

 
 
 

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