
Rund 70 Prozent des Weltkulturguts befinden sich laut UNESCO in Italien. Doch genau das bringt ein Problem mit sich: Italien ist eines der Länder, die am meisten von Kunstraub betroffen sind.
Kunstraub ist hier seit jeher ein großes Thema. Unsere zahlreichen Kirchen, Museen, Ausgrabungsstätten und historischen Adelspaläste sind eine wahre Schatztruhe – auch für Kunstsammler, die nicht davor zurückschrecken, die Mafia zu engagieren, um ein begehrtes Stück zu erlangen. Die Kunstwerke auf dem Schwarzmarkt werden meist in bar bezahlt - ideal für die Mafia, die damit ihr Geld wäscht.

So wurde Palermo im Oktober 1969 weltberühmt, als Diebe das Gemälde Caravaggios „Die Geburt Christi mit den Heiligen Laurentius und Franziskus“ – auf Italienisch „Natività“ – aus dem Oratorio di San Lorenzo entwendeten. Nach 369 Jahren auf dem Altar wurde das Meisterwerk in einem Lastwagen abtransportiert und nur der zerschnittene Rahmen blieb zurück. Das FBI zählt diesen Diebstahl bis heute zu den Top Ten der größten Kunstverbrechen weltweit.
Auch Rom mit seinen archäologischen Stätten und Museen ist immer wieder Ziel von Kunstdieben. Besonders in den 1990er Jahren wurde die Galleria Nazionale d’Arte Moderna (GNAM) mehrfach heimgesucht. Ein berüchtigter Raub ereignete sich 1998, als bewaffnete und barfüßige Diebe drei unschätzbar wertvolle Gemälde stahlen: „Die Arlesiana“ und „Der Gärtner“ von Vincent Van Gogh sowie „Le Cabanon de Jourdan“ von Paul Cézanne. Als ein Museumsmitarbeiter die offen stehende Tür bemerkte und die Carabinieri alarmierte, war es bereits zu spät – sie fanden nur noch leere Wände vor.
Italiens Kampf gegen Kunstraub

Nach dem Diebstahl des Caravaggio-Gemäldes 1969 gründeten Italien die Spezialeinheit der Carabinieri TPC, die sich auf die Bekämpfung des illegalen Handels mit Kunstwerken spezialisiert hat. Seit ihrer Gründung hat die Einheit über eine Million gestohlene Kunstwerke und Artefakte nach Italien zurückgebracht – dennoch bleiben etwa 1,2 Millionen Stücke weiterhin vermisst.
Ein berühmtes Beispiel für ein immer noch verschwundenes Artefakt ist das „bambinello“ der Ara-Coeli-Kirche in Rom, eine hochverehrte Holzfigur des Jesuskindes, die im 15. Jahrhundert nach Rom gebracht wurde. Während es französischen Soldaten im Jahr 1798 misslang, die Figur dauerhaft zu entwenden, waren Diebe vor 31 Jahren erfolgreich – seitdem fehlt jede Spur von der für die RömerInnen heiligen Holzfigur.
Wie bei Caravaggios „Natività“ und den gestohlenen Gemälden von Van Gogh und Cézanne bleibt auch das Schicksal des „bambinello“ bis auf Weiteres ein ungelöstes Rätsel.
Caravaggio und die Kunst in Rom erleben
Zum Glück ist Italien überreich an Kunstwerken. Allein in Rom können Sie mehr als ein Dutzend Gemälde von Caravaggio bewundern. Wenn Sie in die Geheimnisse dieses kontroversen Künstlers und seiner Malerei eintauchen möchten, empfehle ich Ihnen die Tour „Wenn Engel betören und Madonnen verführen“ mit meiner Freundin Eva Clausen, einer Kunsthistorikerin und Journalistin. Evas faszinierende Erzählungen über Caravaggio werden Sie ebenso begeistern wie seine unvergleichlichen Gemälde.
Erleben Sie die Kunst Italiens – voller Schönheit, Geschichte und Geheimnisse.
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