60 werden – und nicht wissen, wie es weitergeht
- berlinagnieszka
- vor 5 Tagen
- 3 Min. Lesezeit

Manchmal ist ein Geburtstag mehr als nur ein Tag. Er ist ein Spiegel. Ein Innehalten. Ein leiser Rückblick – und die große Frage: Was jetzt?
Ich bin gerade 60 geworden. Und zum ersten Mal spüre ich, dass diese Zahl etwas mit mir macht. Nicht wegen der Zahl selbst – sondern wegen all dem, was sie mit sich bringt. Ein halbes Leben im Beruf. Ein halbes Leben unterwegs, mit Gästen, in Hotels, auf Reisen, in fremden Städten, mit fremden Dialekten – und unzähligen Begegnungen.
Von Anfang an: Der Mensch im Mittelpunkt
Wenn ich heute zurückschaue, dann merke ich, dass sich eines nie verändert hat: Mein Blick auf den Menschen. Ich hatte ihn immer schon – diesen Impuls, sofort ins Gespräch zu kommen. Offen zu sein. Verbindungen zu schaffen. Vielleicht ist es genau diese Fähigkeit, die mich durch all die Jahre getragen hat. Und vielleicht ist sie auch der Kern dessen, was meine Arbeit ausmacht.
Ein Weg mit Umwegen

Ich habe im Tourismus fast alles gemacht, was man machen kann: Ich war Reiseleiterin, Rezeptionistin, Assistentin der Geschäftsführung in einer historischen Villa, ich habe einen Reiseveranstalter gegründet, war überall in Italien unterwegs – ich habe erlebt, was es heißt, Teil dieser Branche zu sein. Im Guten wie im Schlechten.
Und ich habe auch Fehlentscheidungen getroffen. Eine davon war, eine Geschäftspartnerschaft einzugehen, von der ich tief im Inneren wusste: Das passt nicht. Wir haben Luxusreisen angeboten – allerdings den Luxus, wie er in Katalogen steht. Mit goldenen Wasserhähnen und Sterne-Restaurants. Nicht mit Herz und echten Begegnungen. Es war das Gegenteil von dem, woran ich glaube.
Die Trennung war schmerzhaft. Und sie markierte das Ende einer Etappe – aber auch den Anfang von etwas Neuem.
Die Geburt von Signora Berlin

2019 entstand dann die Idee für Signora Berlin. Ich wollte mein Italien zeigen. Das Italien, das immer leiser wird, weil es unter der Masse der Touristengruppen und Selfie-Sticks kaum noch zu hören ist. Ich wollte eine Alternative schaffen – eine Form des Reisens, bei der man wieder zuhört. Schaut. Zeit hat. Und den Menschen Italiens begegnet.
Gerade, als alles bereitstand – kam der Stillstand. Covid. Wie bei vielen von uns: plötzlich nichts mehr. Keine Gäste. Keine Führungen. Keine Pläne. Und doch auch: Hoffnung. Die Hoffnung, dass wir aus dieser Krise etwas lernen. Dass wir bewusster reisen würden. Dass uns klar wird, wie kostbar Zeit, Raum, Stille, Begegnung sind.
Doch diese Hoffnung hat sich – zumindest bislang – nicht erfüllt. Stattdessen: ein Tourismus, der gieriger ist als je zuvor. Schneller, lauter, anspruchsvoller – aber nicht tiefer.
Und jetzt?
Ich merke, dass ich an einem Punkt bin, an dem ich wieder frage: Soll ich weitermachen?
Soll ich die Energie, die ich in meine besonderen Touren, in meine Reisen, in meine Texte stecke, weiter aufbringen? Oder soll ich mich zurückziehen – und einfach das tun, was sich sicher anfühlt? Für andere arbeiten. Funktionieren. Nicht mehr kämpfen.
Diese Frage bewegt mich. Und ich will sie ehrlich stellen. Auch an Sie.
Was bewegt Sie?

Ich frage Sie also – meine Leserinnen und Leser, die mir folgen, die meine Texte lesen, meine Reisen begleiten, mir Nachrichten schreiben:
Wie würde es für Sie sein, wenn ich aufhöre zu schreiben?
Was würde Sie dazu bewegen, mit mir zu reisen?
Was wünschen Sie sich – für eine Reise, die anders ist?
Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben. Wenn Sie mir erzählen, was Ihnen wichtig ist. Und was Sie sich wünschen – von mir, von meinen Reisen, von meinen Texten.
Denn manchmal liegt die Antwort ja nicht im Rückzug – sondern im Austausch.
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